Kurz nach dem Start am nächsten Morgen fahren wir durch einen kleinen Ort an der N 330 nicht weit entfernt von der französischen Grenze und trauen unseren Augen kaum. In Canfranc-Estacion empfängt uns ein monumentaler Bahnhof, der mancher Großstadt zur Ehre gereichen würde.
An diesem Bahnhof in den Bergen wurde 25 Jahre gebaut, bevor er 1928 eingeweiht wurde. Sein Bahnsteig ist mit über 200 Metern einer der längsten in Europa. Ein Traum aus Stein, Glas und Mamor mit Bar und Nobelhotel. Doch die Glanzzeiten des Bahnhofes sind lange vorbei. Seit 1970 ist die Verbindung nach Frankreich unterbrochen. Lediglich zwei Regionalzüge täglich verkehren noch von Canfranc nach Zaragoza. Seitdem verfällt der Bahnhof langsam. Doch hat er noch lange nicht seinen einzigartigen Charme verloren. Vereinzelt können wir in das Innere des Bahnhofes schauen. Die Türen und Fenster sind eigentlich verriegelt, aber zum Teil aufgebrochen und erlauben so wunderschöne, aber auch gespenstische Einblicke. Im gewaltigen Wartesaal fallen die Stuckornamente langsam von den Wänden. Trotzdem kommt ein Gefühl auf für die großartige Zeit, die der Bahnhof einmal gehabt hat. Wir brauchen lange, um uns von diesem Anblick zu trennen, und über den Col du Somport wieder nach Frankreich zurückzukehren.
Lescun im Vallée d`Aspe soll eines der schönsten Dörfer der Pyrenäen sein. Für die Lage des Dorfes mag das zutreffen, auch die serpentinenreiche Anfahrt gefällt uns. Das Bergdorf selber kann allerdings nicht überzeugen. Vielleicht macht uns aber auch die brennende Sonne ein wenig apathisch. Zurück auf der N134 biegen wir bei Escot auf die kleine D294 Richtung Osten ab. Die nächsten 20 Kilometer sind wir wieder fast für uns allein. Die landschaftlich außerordentlich schöne Straße führt uns über den Col de Marie-Blanque (1035 M) auf das langgestreckte Plateau de Bénou. Wir behalten die östliche Fahrtrichtung bei, denn es soll heute noch nach Lourdes gehen. Vorher besichtigen wir noch die Grottes de Bétharram. Eine erfrischende Abkühlung an diesem Tag in einer eindrucksvollen Tropfsteinhöhle, die zu Fuß, mit einem Boot und einer kleinen Bergbahn erkundet wird.
Nach der Ruhe im Inneren des Berges werden wir erschlagen von der Geschäftigkeit in Lourdes. Es gibt kaum ein Haus im Ortskern, dass nicht ein Hotel, ein Restaurant oder einen Souvenirladen enthält. Dabei scheinen sich die Geschäfte bei dem angebotenen Kitsch gegenseitig übertreffen zu wollen. Daneben gibt von der kleinen Flasche bis zum 10-Liter Kanister Behälter in jeder Größe für das heilige Wasser, und auch Kerzen sind in Größenordnungen von bis zu zwei Meter zu haben.
Der Ursprung des Wallfahrtsortes liegt in einer Marienerscheinung des Hirtenmädchens Bernadette am 11.02.1858. Mittelpunkt der Wallfahrt ist eine Quelle, die während der Erscheinung in einer Grotte entsprungen sein soll und die heilendes Wasser zutage fördern soll.