Ein Gespann - niemals !
Alle schlechten Eigenschaften des Motorrades in einem Fahrzeug und dafür keinen Kurvenspass - wer tut sich denn so etwas an?
Meine Worte noch vor nicht allzu langer Zeit.
Doch erstens kommt es anders...
Viele gemeinsame Touren mit unseren zuverlässigen BMWs liegen hinter uns.
Die rote für Silke und die blaue für Roland.
Dann kam Jonas.
Die Motorräder wurden erst einmal nur abwechselnd angemeldet, weil gemeinsames Fahren nicht möglich war. In der letzten Saison dann der Versuch, beide wieder fahrbereit zu haben. Mehr als zwei gemeinsame Ausfahrten waren doch nicht drin.
So blieb immer nur das schlechte Gewissen für den, der sich an sonnigen Tagen mit dem Bike aus dem Staub machte und wusste: Dein Partner würde jetzt ja auch gerne fahren.
Was gibt es für Lösungen?
Ein Kindersitz wird angeboten. Warum nicht? Jonas ist ganz begeistert wenn er mal auf dem Sozius mit Fahrradhelm in der Anliegerstraße hoch und runter fahren kann. Bei genauer Betrachtung kommt uns der Sitz aber nicht sehr vertrauen erweckend vor. Keine hohe Lehne, keine richtigen Fußrasten. Was ist wenn Jonas einschläft? Es schien uns für ein dreijähriges Kind nicht die richtige Lösung zu sein.
Dazu kam noch dass echte Schutzkleidung in dieser Größe nicht zu bekommen ist. Ein Helm ist kein Problem, aber Jacke und Hose gibt es erst ab Gr. 128.
Ein Gespann? Oh Gott.
Aber eine Kollegin ist vor ein paar Jahren auf ein Gespann umgestiegen, um Ihre Tochter mitzunehmen. Sie sind begeistert davon und geben uns geduldig Antworten auf unsere vielen Fragen.
Wir fangen an, das Internet nach Angeboten zu durchforsten. In Nürnberg werden wir fündig. Eine kleine BMW F650 mit kleinem Boot, wenig gelaufen für unter 8.000 €. Auf dem Rückweg vom Winterurlaub sehen wir uns die Maschine an, und sind nicht abgeneigt.
Warum nicht noch ein Besuch beim Gespannbauer ? Schließlich ist es nicht weit bis zum "Walter".
Die BMW in Nürnberg hat er uns nach einem kurzen Blick schnell ausgeredet. Das Boot sei von minderer Qualität, konzipiert für eine 250er Jawa, da sollten wir die Finger von lassen.
Schließlich haben wir ja zwei Motorräder. Wäre es da nicht am einfachsten und günstigsten, eines davon umzubauen? Kein Problem, für schlappe 11.000 € wären wir dabei. Damit war das Thema auch erledigt.
Wir begannen langsam, uns von dem Gedanken an ein finanzierbares Gespann zu verabschieden, zumal die Angebote im Internet in der Preisklasse unter 10.000 € auch nicht sehr verlockend waren. Wir hatten natürlich auch Ansprüche. Ein Verdeck sollte schon sein, damit unser Kleiner auch bei schlechtem Wetter geschützt ist.
Zum obligatorischen Frühlingsfest haben wir uns bei unserem BMW-Händler eingefunden. Meine eher beiläufige Frage nach einem Gespann brachte den Verweis auf die Tiefgarage. Da steht eine Honda. Kannst sie Dir ja mal ansehen. Gesagt, getan. Im Halbdunkel der Tiefgarage war der erste Eindruck gar nicht so schlecht. Meine Nachfrage hinterher ließ mich skeptisch werden. Baujahr 1990, der Preis 5-stellig. Aber noch keine 20.000 km und aus erster Hand. Mit ein paar Fotos auf der Digicam wurde Silke informiert, die an dem Morgen gearbeitet hat. Lass sie uns anschauen, war Ihre Meinung. Das haben wir dann auch gemacht. Bei Sonne betrachtet war der Eindruck schon ein ganz anderer. Sehr gepflegt, das Verdeck war wie frisch aus der Sattlerei. Sah nach reinem Schönwetterfahrzeug aus.
Der Familienrat entschied: Versuchen wir es. Nachdem wir den Preis auch noch 4-stellig hatten und ein neuer Kettensatz vereinbart war, wurden wir uns einig.
Jetzt musste noch eine der beiden BMWs weg. Die blaue war fällig, weil sie ein Jahr älter ist. Das Angebot der Inzahlungnahme von BMW war beschämend, so dass wir uns noch vier Wochen Zeit aushandelten, um den Privatverkauf zu versuchen.
Wir waren erfolgreich, die BMW ist jetzt unterwegs in Finnland.