Da es zur Mittagszeit langsam voller wird, und wir zudem noch ein wenig wandern wollen, nehmen wir für den Rückweg einen anderen Weg in Richtung Espuguettes, der nach einer beachtlichen Steigung direkt am Berg entlang führt und neben guten Schuhen auch ein wenig Kondition erfordert. Dafür entschädigt aber der Blick in das Tal und auf die umliegenden Berge. Nach gut drei Stunden erreichen wir dann wieder Gavarnie. Für den Klassiker der Pyrenäen, die Bergwanderung zur Brèche de Roland haben wir leider keine Zeit. Diese Tageswanderung, die im letzten Abschnitt ganzjährig schneebedeckt ist und direkt an der spanischen Grenze endet, heben wir uns für das nächst Mal auf.
Die Sonne lacht uns am nächsten Morgen freundlich an, und wir beeilen uns auf die Motorräder zu kommen. Auf dem Tagesprogramm steht der spanische Teil des Pyrenäen Nationalparks. Obwohl zum Greifen nahe, ist die spanische Grenze auf zwei Rädern noch gute 120 Kilometer entfernt. Die Runde auf der D921/D918/D934 führt uns jedoch durch alte herrschaftliche Thermalbäder wie Les Eaux-Bonnes und Argelès-Gazost und über Pässe wie den 1709 Meter hohen Col d´Aubisque. Über den Col du Pourtalet erreichen wir schließlich Spanien. Nach kurzer Zeit stoßen wir auf einen der zahlreichen Stauseen, den Embalse de Lanuza. Der gleichnamige Ort ist zu einem kleinen Teil vom Stausee überflutet und von den Bewohnern verlassen worden. Doch in den letzten Jahren sind wieder Menschen in das Geisterdorf zurückgekehrt und so können wir auf unserem Spaziergang durch das Dorf neben den verfallenen Häusern auch wieder die ersten liebevoll restaurierten und bewohnten Gebäude bewundern.
In Biescas biegen wir ab nach Osten in Richtung Torla. Über 23 Kilometer schwingen wir über die kurvenreiche Straße, die mit bestem Fahrbahnbelag grenzenloses Fahrvergnügen bietet. Torla ist das Tor zum Ordesa Nationalpark. Schweren Herzens lassen wir aber die Wanderschuhe im Koffer, auch wenn der Nationalpark dazu einlädt, die Motorräder wieder stehen zu lassen. Doch der Reiseführer hat uns mit der HU 631 zwischen Sarvisé und Escalona eine der spektakulärsten Straßen der Pyrenäen versprochen. Nun ja, die ersten 20 Kilometer erscheint uns die Straße als eine der schlechtesten der Pyrenäen. Hätten wir doch damals beim freundlichen BMW-Händler die GS ausgewählt, dann könnten wir uns über die zahlreichen Schlaglöcher und Schotterstrecken vielleicht freuen. Auch scheinen uns in der Luft hängende Leitplanken (wenn es mal welche gibt), bei denen die dazugehörige Straße schon teilweise weggebrochen ist, nicht sehr vertrauen erweckend. Doch schließlich erreichen wir den letzten Streckenabschnitt, der den Desfiladero de Vellos auf einer Länge von 12 Kilometern durchquert. In einem grandiosen Canyon fahren wir immer dicht am Bach entlang, eingezwängt zwischen riesige Felswände, die den blauen Himmel nur noch als schmalen Streifen wiedergeben. Grandios! Im Juli und August ist die Straße Einbahnstraße, was wir auch gut verstehen können. Uns kam zum Glück nur ein Auto entgegen.
Wir müssen wieder zurück in den Westen. Dazu fahren wir ein kurzes Stück in den Süden bis Ainsa und halten uns dann westwärts bis Boltana. Dort entschließen wir uns, die N 260 zu verlassen und der kleinen A 1604 bis Lanave zu folgen. Die nächsten 50 Kilometer scheinen wir allein auf der Welt zu sein. Kurvige Bergstraßen bieten fantastische Ausblicke und viel Spaß. Die vereinzelt auftauchenden Dörfer scheinen zum größten Teil verlassen zu sein. Viele Häuser sind verfallen. Hier zeigt sich deutlich die Landflucht im Hochland von Aragon. Die verfallenen Häuser wirken gleichzeitig interessant und beängstigend. Wir beenden den Tag nach über 330 Kilometern in Jaca. Die Altstadt bietet sich für einen Bummel und ein beschauliches Abendessen geradezu an.